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Zweifel am Reitunterricht / Ausbildung Jungpferd

Hallo zusammen!

Dies ist mein erster Beitrag, ich hoffe, ich bin hier auch in der richtigen Kategorie.

Nun zu meinem Problemchen, da fange ich ganz am Anfang an, damit es ein rundes Bild ergibt.

Ich habe mir im Juli 2021 den Traum von einem eigenen Pferd erfüllt. Ich habe mich für ein 3jähriges Island-Stütchen entschieden.
Sie war komplett roh, frisch von der Koppel, nicht einmal halfterführig. Ich stand mit ihr zuerst in einem privaten kleinen Offenstall mit zwei anderen Jungpferden, die dasselbe Alter wie mein Pferd hatten. Leider haben sich die drei nicht verstanden und ich bin im Oktober umgezogen in einen Aktivstall. Dort habe ich eine große Reithalle, eine kleine Bodenarbeitshalle, Roundpen und Reitplatz. Und auch ein großes weitläufiges Ausreitgelände.

Ich habe den Stall wegen den optimalen Trainingsmöglichkeiten und der großen Herde (aktuell 15 ) ausgewählt. Meinem Pferd geht es dort wirklich unglaublich gut, hat sich super schnell eingelebt und ihren Platz in der Herde und Freunde gefunden.

Nach ein paar Wochen im Stall wurde ein Reitkurs angeboten, von einer Trainerin bzw Ausbildungsrichtung, die ich bis dato nur kurz einmal gehört hatte. Ich durfte an diesem Tag den Reitern zusehen. Was ich dort sah, war absolut nicht das, was ich mir für mich und mein Pferd vorgestellt habe.

Ich wurde gefragt, ob mein Pferd schon geritten sei, dies verneinte ich, ebenso, nach welcher Lehre ich mein Pferd ausbilde. Meine Antwort war, ich mache das, was ich persönlich für gut befinde, ich gehöre keiner Ausbildungsart zu. Ich habe zwar klassisches Freizeit-Englisch gelernt, bin auch 2 Jahre Western geritten, dazwischen auch auf einem Islandpferdegestüt, bin Jungpferde geritten, habe auch die Erfahrung mit meiner ehemaligen Trainerin mit nur gebisslos und auf Reitpads gemacht.

Bisher habe ich in meiner Umgebung keinen Trainer gefunden, der so ausbildet, wie ich es mir vorstelle, daher bilde ich mein Pferd selbst aus. Ich lese viel, schaue auch Videos an und probiere es aus.

Ich wurde gefragt, ob ich bei der besagten Trainerin eine halbe Stunde am Boden Unterricht nehmen möchte. Die Stallbesitzerin, die selbst Unterricht gibt, hat auf meine anfänglichen Nachfragen, ob ich Unterricht nehmen kann, eher herumgedruckst und ich habe seither das Thema Reitunterricht auch nicht mehr angesprochen.
Ich ließ mich überreden, daran teilzunehmen. Das erste, was kritisiert wurde, war mein Equizaum. Der wäre ja so wacklig und rutscht nur herum. Ich soll entweder einen Kappzaum mit Naseneisen nehmen oder Gebiss. Da ich keinen anderen Kappzaum hatte, habe ich das Gebiss geholt. Damit hatte ich zuvor noch nie richtig gearbeitet, nur passiv im Maul gelassen. Ich möchte mein Pferd sowohl gebisslos als auch mit Gebiss ausbilden, ich bin weder für noch gegen das eine oder andere. Beides hat seine Daseinsberechtigung.
So weit so gut. Die erste Übung, die ich machen musste war eine, wovor ich mich gefürchtet hatte.
(Ich nenne bewusst nicht die Reitart, da ich sie nicht kritisieren möchte, sie mag für andere Pferd--Paare sicherlich gut sein, nur für mich und mein Pferd ist das bisher nichts.)
Bei dieser Übung hat mein Pferd eine starke Abneigung dagegen gehabt und hat als einzigen Ausweg das auf mich zulaufen und umrennen gefunden. Das hat sie noch nie zuvor gemacht. Mir war sofort klar, diese Übung ist absolut gar nichts für uns.
Ich bin absolut dankbar gewesen, dass mein Pony die Hilfen vom Gebisslos und Stimmkommandos auf das Gebiss übertragen konnte, ohne es je zuvor geübt zu haben. In dieser Unterrichtseinheit wurde hauptsächlich Ich korrigiert, weniger das Pferd. Das, laut Trainerin, noch nicht alles gleichzeitig lernen kann und noch Welpenschutz hat. Ist ja alles vernünftig.
Nach dieser Trainingseinheit konnte mein Pferd nur noch die Mobilisation, ich stehe in der Mitte und das Pferd weicht seitwärts um mich herum. Es war keine einzelne Ansprechbarkeit von Vorder- oder Hinterhand mehr möglich. Davor war es das. Also ging ich wieder drei Schritte in der Ausbildung zurück und ließ alle Seitwärtsgänge weg und übte nur Vorder- und Hinterhandwendungen, bis dies perfekt klappte.
Ich ließ mich allerdings noch zu einer weiteren Unterrichtseinheit bei dieser Trainerin überreden und nahm nochmals teil.
Diese halbe Stunde war wirklich gut. Obwohl ich überhaupt gar nichts von der letzten Einheit geübt hatte, weder mit Gebiss, noch irgendwas anderes. Mein Pferd wurde für den guten Muskelaufbau an Vorder- und Hinterhand, sowie Rückenmuskulatur gelobt.

Demnächst steht wieder ein Besuch dieser Trainerin an und ich weiß nicht, ob ich daran teilnehmen soll. Ich weiß, wo der Weg hinführen soll und ich finde ihn falsch. Jedoch alle am Stall loben diese Trainerin und Reitweise, ihre Pferde hätten sich ja gut entwickelt. Nur ich sehe das anders.

Ich bin auch die Art von Mensch, die alles zerdenkt und hinterfragt und sich ernsthaft Gedanken darüber macht.

Langsam steht das Einreiten an, da würde ich die ersten Male Hilfe bekommen. Nun möchte ich ehrlich gesagt (noch) gar nicht reiten. Das klingt merkwürdig ich weiß. Ein Mal aus dem Grund, weil ich mich fürchte, dazu genötigt zu werden, an dem Unterricht teilzunehmen, „weil es dem Pferd so gut tut“, oder wenn ich eben nicht für deren Reitweise bin, aus dem Stall fliegen könnte oder sich Unmut mir und meinem Pferd gegenüber entwickelt, da ich nicht weiß, wie sie dort zu anderen Ausbildungsarten und Fremdtrainern stehen.
Das andere ist, dass ich mir nicht sicher bin, ob es nicht zu früh ist, meinen Isländer anzureiten, der im April 4 Jahre alt wird. Körperlich und mental wäre sie sicher so weit.

Ich hatte heute einen kleinen Schlüsselmoment, weswegen ich diese Zeilen hier schreibe.

Ich war in der Halle, habe meine Bodenarbeit gemacht, am Kappzaum und am Kurzzügel. Aber irgendwie war es heute anders als sonst. Mein Pferd ist sonst eher gelassen und ruhig, wartet ab, nicht schreckhaft und hektisch. Heute schien sie wie elektrisch zu sein. Angespannt, große Augen, aber ohne weiß im Auge. Sie hat super mitgearbeitet, aber irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl dabei, irgendwas passte einfach nicht.
Obwohl es die Aufgaben sind, die sie kennt und auch umsetzen kann, war es heute anders. Ich habe die ersten 3, vielleicht 4 Monate komplett ohne Gerte, nur mit Bodenarbeitsseil und dessen Ende mit ihr gearbeitet, nur seit ich präzisere Hilfen geben möchte, hole ich mir die Gerte als Armverlängerung dazu.
Doch in den beiden Unterrichtseinheiten war die Gerte nicht zum Touchieren da, sondern eher zum festen Touchieren, wenn das Pferd die Hinterhand nicht rausdreht. Nicht richtig draufhauen, aber schon fester, als ich es sonst immer gemacht habe im Training. Mein Pferd reagiert teils auf Fingerzeigen oder auch Blicke zur Hinterhand, da wird keine Gerte benötigt, oder Berührung dieser.

Ich bin schon seit längerem unzufrieden mit der Richtung, in die die Ausbildung meines Pferdes zu gehen scheint, irgendwie geht es mir zu schnell.
Einerseits lerne ich schon einiges in dem Unterricht am Boden, da ich in meiner reiterlichen Ausbildung das Reiten gelernt habe und nie am Boden geschult wurde.
Ja, man kann sagen, alles was ich am Boden kann, habe ich mir selbst beigebracht, durch ausprobieren und durch Bücher.

Ja, ich möchte in der Ausbildung voran kommen, ich mache auch sonst immer das, was ich persönlich für richtig halte und mein Pferd damit auch einverstanden ist. Es ist gerade die Kluft zwischen was ist richtig und was nicht. Einerseits möchte ich Handarbeit erlernen, vor Ort korrigiert werden, mit meinem Pferd, aber die Richtung, in die das ganze gehen wird, ist nicht das, was ich möchte. Nur kenne und finde ich niemanden in meiner Gegend, der speziell das unterrichtet oder Schulpferde hat, wo ich das erlernen könnte.
Mein Pferd vertraut mir sehr und ich möchte das Vertrauen auf Dauer nicht schädigen.

Ich hoffe, ihr versteht was ich sagen möchte und bin gespannt auf eure Anregungen zu meinem verzwickten Thema.

LG Vanessa

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Quelle: pferd.de