ich habe schon viele Beiträge zum Thema Pferdeverkauf gelesen, aber nicht wirklich meinen eigenen Fall wiedergefunden. Aus diesem Grund habe ich ein neues Thema erstellt.
Nun zu mir und meinen Gedanken.
Als Kind und Jugendliche bin ich in einem Reitverein vermehrt einen Haflinger geritten, der es mir voll und ganz angetan hatte. Da ich dann aber selber groß (1,79m) wurde habe ich als RB nur Großpferde geritten. Ich hatte danach also viele Jahre Erfahrungen mit Reitbeteiligungen sammeln dürfen, die allesamt älter als 10 Jahre waren, Warmblut/Vollblut und ab 1,65 m Stockmaß hatten.
Ich war 2018 auf der Suche nach dem ersten eigenen Pferd für mich, und habe mir eingeredet, dass ich unbedingt einen Haflinger haben möchte, da ich da so schöne Erinnerungen mit verbunden habe.
Mehrere Haflinger habe ich mir angeschaut, das Suchprofil war eigentlich ab 8 Jahre, geländesicher, geritten in allen 3 GGA, ab 1,50 m.
Ich habe mir dann vor etwa 3 Jahren einen 3 1/2 jährigen Haflinger Wallach gekauft aus privater Hand. Er wurde mir damals als angeritten und nicht geländesicher verkauft. Es war sein Charakter der mich überzeugt hatte, denn dieser war freundlich, sensibel, anhänglich. Mit dem richtigen Trainer an meiner Seite werde ich das schaffen, dachte ich.
Wir haben dann auch tolle Erfahrungen miteinander erlebt, sind zusammen ausgeritten, gesprungen, waren auch mal an einem Geländepark usw. Es lief wirklich soweit gut, auch wenn der Galopp nicht gut war, aber da könnte man ja dran arbeiten.
Dann fingen Ende 2019 die Probleme an. Ich wollte gern vermehrt reiten (meine Trainerin ist ihn vorher öfter geritten als ich, da ich das Know-how vom Anreiten bei Jungpferden nicht hatte). In der Halle und auf dem Platz hat es nicht wirklich gut funktioniert. Er ist mir die Hallenwand hochgerannt und hatte auch sonst keine gute Balance, wollte nicht angaloppieren, fing an zu buckeln, wenn er etwas nicht konnte.
Da ich mich absichern wollte, wurde er von oben bis unten durchgecheckt (Osteo, Physio, Zähne, Sattler, Beritt (meine Trainer konnten ihn in der Halle soweit gut reiten, aber auch da hat er gebuckelt)). Auch das Futter habe ich dann langsam umgestellt, damit er „ruhiger“ wird und nicht so viel Energie hat.
OK, dachte ich. Auch wenn es in der Reithalle „noch“ nicht funktioniert, dann können wir wenigstens gemeinsam Ausreiten gehen und die Welt zusammen erforschen. Dann fing das ganze Drama an. Anfang 2020 kam Corona dazu und die Zeiteinteilung nur 45 Min. am Stall zu sein. Natürlich konnte ich da nicht nach draußen und musste ihn viel am Platz/Boden arbeiten, da auch Reiten kaum möglich war. Er fing an sich von der Longe loszureißen, hatte es dann raus und macht es bis heute noch (bitte hierzu keine Tipps, dafür gibt’s ja noch andere Threads).
Als wir dann wieder Ausreiten gehen konnten, wurde er ziemlich schnell auch im Gelände unvorhersehbar, weshalb ich auch nur noch min. zu zweit raus gegangen bin. Er ging auf dem Stoppelfeld durch, was das Jahr vorher nie der Fall war. Traben konnte er nicht mehr, Galopp und Buckeln stand an der Tagesordnung. Schritt am langen Zügel und plötzlich aufs Feld nebenan rennen um da zu Buckeln hat er auch gemacht. Es wurde tatsächlich gefährlich für mich und andere. Aus diesem Grund habe ich dann im September 2020 beschlossen, mit ihm Spaziergänge zu trainieren (bevorzugt alleine), was er auch soweit gut mitgemacht hat. Ich habe viel Halt, Rückwärts usw. eingebaut, um zu klären, dass ich eben auch das Sagen habe in unserer Beziehung. Das hat er wirklich vorbildlich gemeistert.
Aus diesem Grund bin ich dann Anfang März mit einer Stallkollegin zu zweit ausreiten gegangen, weil es wie gesagt am Boden so gut funktioniert hatte. Leider war das eine Art negativer Schlüsselmoment. Am Anfang konnten wir entspannt Schritt reiten, doch als es auf die Wiesenwege zum Traben gehen sollte, fing er direkt an loszubuckeln & auf der Stelle zu galoppieren, sowie das Vorderpferd in den Hintern zwicken zu wollen. Es war wirklich ganz schlimm für mich.
Vor ein paar Wochen hat er sich dann auch noch beim Spazieren gehen das 1. Mal losgerissen, seitdem habe ich kein Vertrauen mehr zu ihm und bin auch nicht mehr raus gegangen (außer auf den Außenplatz).
Andererseits läuft es seit September 2020 reiterlich viel besser bei uns, wir haben die RL gewechselt und wir werden im Schritt und Trab in der Reithalle immer mehr zu einer Einheit. Es macht immer noch nicht viel Spaß, da es einfach nicht top harmoniert, aber es sieht nach Reiten aus. Er hat auch wirklich tolles Potential für eine A-Dressur. Den Galopp traue ich mich immer noch nicht so richtig, da ich da einfach ein Trauma vom Buckeln habe (zum Glück lässt sich das gut sitzen und es ist bisher noch keiner von ihm heruntergefallen!!).
Nun stehe ich also vor der Wahl, ob ich meinen Haflinger verkaufen soll.
Ich selber bin eine eher schwache und unsichere Reiterin, und habe mich aus dem Grund damals für den sensiblen / braven Charakter meines Haflingers entschieden.
Nun ist er aber in die Pubertät gekommen und hat sich um 180 Grad gedreht. Er ist nun stark und selbstbewusst, und nutzt meine Unsicherheit aus. Ich war mir bewusst, dass sich junge Pferde ändern können, aber dass es so krass ist, dem war ich mir leider nicht bewusst.
Ich persönlich wünsche mir einfach ein Pferd, mit dem ich nach meiner 40 Std. Arbeitswoche nach Feierabend gemütlich ins Gelände schlendern kann, mit dem ich „mal eben“ Spazieren gehen kann und den ich „mal eben“ longieren kann. Ohne direkt wieder eine Beziehungskrise oder Erziehungssache draus zu machen. Auch alle 3 GGA in der Halle zu reiten wünsche ich mir.
Mir ist bewusst, dass Reiten und Pferde immer Arbeit bedeuten. Aber momentan merke ich selber, wie ich depressiv werde, weil mir der Ausgleich zu meiner Arbeit einfach fehlt. Der Ausgleich ist momentan eben noch anstrengender als die Arbeit selber…
Ich sehe mich sogar schon nach anderen Großpferden um, Verlasspferde die älter als 11 Jahre sind. Und habe auch schon eine Interessentin, die ihn sich angucken möchte. Ich bin mir aber trotzdem unsicher, was ich machen soll. 🙁
Vielen Dank schon einmal vorab für eure Meinung und Hilfe.
Quelle: pferd.de
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