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No tengo problema! – Rente ist was für Anfänger!

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Wir sind wieder da! Nach einer gefühlten Ewigkeit, aber doch wenigstens knapp 2 Jahren hats mich dann doch gejuckt, ins Forum zurück zu kehren und es noch mal zu versuchen. Vieles hat sich geändert in der Zeit, es sind gute und schlechte Dinge passiert, aber alles der Reihe nach, erstmal möchte ich uns zwei vorstellen:

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Die Zeit rennt geradezu, als ich vor inzwischen bald 13 Jahren ins Reitforum kam, war ich süße 14 und Candy war auch noch… sagen wir mal jünger! Ich bin damals gerade von der Reitschule zur ersten RB gewechselt, saß in all den Jahren auf den verschiedensten Pferden, hab viel gelernt und gleichzeitig immer wieder gemerkt, dass ich eigentlich noch gar nichts weiß.

Die Wege von Candy und mir kreuzten sich erstmals im Jahr 2010, nun also auch schon über 11 Jahre her, während ich das hier so schreibe, fühl ich mich unfassbar alt. 2010 war generell das Jahr vieler Veränderungen, meine große Lehrmeisterin, mein Santanchen ging mit nur 19 Jahren in Frührente, ich hatte meinen berühmberüchtigten Unfall, bei dem ich mein rechtes Handgelenk in Kernschrott verwandelte und kurzerhand alles killte, von Knochen über Sehnen, Knorpel und, weils so viel Spaß bringt, auch gleich mal alle Nerven und die kleine Candy kam nach Bayern. Sie gehörte zu dem Zeitpunkt der Familie einer sehr guten Freundin von mir und ich war auf den ersten Blick verliebt. Die Jahre vergingen, ich hüpfte regelmäßig von OP-Saal in den Sattel und zurück, bildete mich weiter oder glaubte zumindest das zu tun und auch Candy ging ihren Weg. Ganz aus den Augen habe ich sie aber Gott sei Dank nie verloren.

Im Jahr 2015 kam es dann, dass einige Zufälle zusammen fielen. Ich hatte nach meinem Unfall endlich wieder etwas Stabilität im Leben, warum die also nicht fröhlich ins Wanken bringen und ein Pferd kaufen? Besagte Freundin hatte auch ein Pferd, die sie nach längerem Krankenschein und Koppelpause nun wieder anschieben konnte und weil ich eh ein wenig Freizeit über hatte, begleitete ich sie mit meiner Kamera fast jede Woche in den Stall. Neben ihrer Stute stand die kleine Candy, immernoch ein absoluter Engel, zuckersüß und ich hatte doch 2010 mit 16, also im Alter der puren Weisheit mal verkündet, sollte Candy mal verkauft werden, ich würde sie sofort nehmen. Sie gehörte der Schwester meiner Freundin, die immer weniger Interesse am Reiten hatte, weswegen sie schon länger mit dem Gedanken spielte, Candy zu verkaufen. Dieser Plan wurde eigentlich ad acta gelegt, als die kleine Pummelfee sich mit einem dreifachen Sehnenschaden von der Koppel meldete. Wenn, dann richtig war schon immer Candys Lebensmotto.

Ich war also jede Woche da und weils sich ja anbot, ging ich dann halt mit Candy mal grasen oder führte sie ein wenig rum, ging mal spazieren… Irgenwann, und ich bin mir sehr sicher, es war Alkohol im Spiel, sponn ich mit meiner Freundin ein wenig rum. Candy und ich verstanden uns gut, ich hatte doch eh ein Pferd kaufen wollen, Candy wäre aufgrund ihrer Ausbildung genau richtig für mich mit meiner Hand und der Tierarzt war so zufrieden mit Candys Heilungsverlauf, dass die Prognose sehr sehr gut stand, dass sie wieder voll reitbar werden würde. Nun ja, zwei Wochen später oder so saßen wir dann bei meiner Freundin in der Küche und führten die abstruseste Preisverhandlung überhaupt. Ich überbot nämlich mehrmals den Preis, den sie und ihre Familie für die Maus wollten. Als wir uns endlich einig waren, wurde also der Kaufvertrag geschlossen, die Stallbesitzer informiert, dass ich in Zukunft Eigentümer und damit Mieter der Box bin und ich hatte plötzlich ein Pferd! Es war platt, ich saß vorher nicht drauf, mit damals schon 17 war sie ja doch auch schon recht alt, aber ich hatte ein Pferd! Heute frag ich mich, warum mich damals niemand geschlagen hat.

Ich war also frisch gebackener, unfassbar stolzer Pferdebesitzer und führte erstmal noch einige Monate Schritt. Ungefähr 4 Monate nach dem Kauf saß ich zum ersten Mal drauf und durfte langsam antrainieren. Hatte ich gesagt, wenn, dann richtig wäre Candys Lebensmotto? Nun ja, meins auch! Während die Pummelfee also lange Seite für lange Seite ihr Trabpensum steigern durfte, hatte ich Sehnsucht nach Krankenhausessen und OP Schmerzen. Kurz nach Weihnachten war ich wieder im Krankenhaus für die 6. OP an meinem Handgelenk und wurde am Silvestermorgen entlassen. Meine Freundin und Candys Pflegebeteiligung, die ich quasi mitgekauft hatte, kümmerten sich zum Glück um mein Pummelluf, ein paar Tage später war ich auch wieder mit im Stall, diesmal wars ja zum Glück kein Gips, da ging das mit der Winterjacke auch. Die Pflegebeteiligung wollte zum ersten Mal ein bisschen alleine reiten seit Candys Sehnenschaden, ich war ja auf der Bande, was soll schon passieren? Nuja, wir hatten immerhin Januar, es war zapfig kalt und auch wenn sie ein Engel auf Erden ist, wollte sie zumindest ihren Hintern aus der Schusslinie der bockenden und durchgehenden Pferde bringen. Meine Pflegebeteiligung fiel vom Pferd bei Candys wirklich unschuldigem Schlenker und wollte erstmal nicht aufsteigen. Was macht man also so als vernünftiger, frisch operierter Pferdebesitzer? Geht in die Halle, bittet die PB einem Stiefel, Sporen, sicherheitshalber die Schlaufzügel und (na wenigstens das) den Helm zu bringen und steigt aufs Pferd. Kann man machen, eine Woche nachdem einem die Nerven aus dem Handgelenk entnommen wurden und mich hat wieder keiner geschlagen.

Das Jahr 2016 und auch große Teile von 2017 liefen so vor sich hin, Candy war wieder voll reitbar, nahm hier und da gerne mal, bevorzugt Samstagabend, den Tierarzt in Anspruch unter anderem, weil sie sich vor lauter Futterneid fast das Auge ausgeschlagen hätte. Ab so November 2017 ging es steil bergab. Candy trat sich einen rostigen Dachnagel in den Huf und durfte nachts eine Stunde lang in die Tierklinik fahren, checkte dort, glücklicherweise ohne Komplikationen, für eine Woche in den Wellnessurlaub ein und hatte den Rest des Jahres erstmal frei, bis der Krater – äh ihr Huf – wieder aussah wie ein Huf. Mitte Dezember sowas dann fing meine Welt an zusammen zu brechen. Mein bester Freund, Seelenverwandter, meine große Hundeliebe, fand das Pferd hatte genug Aufmerksamkeit und wollte auch mal. Sein, bis dato unbemerkter, orangengroßer, Milztumor platzte und mein Hund drohte zu verbluten. Nach einer fast 8 stündigen Notop und einer Nacht „Hundeintensiv“ durfte ich ihn mit heim nehmen, fing mich nur um 6 Tage später ganz den Halt zu verlieren. Sein Tumor war in die Pathologie geschickt worden und wurde als hochaggressives Sarkom identifiziert, Lebenserwartung 4-12 Wochen. Dass ich mir quasi im gleichen Atemzug noch den Fuß gebrochen hab, war dann auch schon egal. Professsor hielt, fast auf den Tag genau, 8 Wochen durch, obwohl sein Körper quasi nur noch aus Metastasen bestand. Am 14.2.2018 habe ich ihn gehen lassen und geb ehrlich zu, drüber hinweg bin ich bis heute nicht!

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Professor
03.06.2005 – 14.02.2018

Die nächsten anderthalb Jahre rauschten rückblickend ziemlich an mir vorbei. In meiner leicht instabilen psychischen Verfassung nach Profs Tod (Spoiler: Untertreibung des Jahres!) war ich an jemanden geraten, der mir rückblickend massiv geschadet hat. In dieser Zeit habe ich alles in meinem Leben nach meinem damaligen Partner gerichtet, einem Narzisten wie aus dem Lehrbuch. Ich hab in dieser Zeit viel vernachlässigt, Candy, meine Familie, Freunde, meinen Job… Aber vorallem mich selbst. Kurz bevor er mich ganz mit in den Abgrund gerissen hat, hab ich es geschafft mich zu befreien und mich langsam zurück an die Oberfläche gekämpft. Vieles aus der Zeit ist sehr verschwommen oder ich hab es verdrängt. Und auch wenn ich ihn los war, so richtig richtig ruhig wurde es nicht. Bei mir wurde, zwei Monate nachdem ich Candy gekauft hatte, entzündliches Knochenrheuma an der Wirbelsäule festgestellt, vom Winter 2019/2020 bis zum Sommer 2020 schaffte ich es auf legendäre 5 Rheumaschübe und war völlig am Ende. Candy ritt ich schon lange nicht mehr, ich war schon froh, wenn ich es aus dem Bett schaffte vor Schmerzen, sie wurde aber toll von zwei Reitbeteiligungen und einer Pflegebeteiligung betreut. Also ging ich im Sommer 2020 den dringend nötigen Schritt und verabschiedete mich in eine Schmerzklinik. Durch die fortwährende Coronasituation war mir klar, dass diese Entscheidung nicht ohne Konsequenzen beruflich bleiben würde. Ich verlor meinen Job und trotz gefühlt hunderter Bewerbungen, verschiedener Headhunter und allem möglichen kam irgendwann der Punkt, an dem meine Freistellung endete und ich wusste, dass ich Candy nicht mehr halten können würde.

So viel wir auch hin und her überlegten, meine drei Mädels und ich, wir kamen zu keiner Lösung, mit der Candy bei uns bleiben konnte. Auf das Angebot einer Freundin hin, stellte ich ihr Candy zur Verfügung und schickte sie an einem bitterkalten Samstagabend Ende November auf eine 300km lange Reise ins neue Zuhause. Rückblickend wäre wohl jede Entscheidung besser gewesen als diese. Aufgrund verschiedener Problematiken (ich hatte im Januar endlich einen neuen Job, kurz darauf verschlechterte sich der Zustand meiner Großmutter drastisch woraufhin sie am 31.3.21 starb, fast 2 Monate später folgte ihr mein Großvater nach fast 60 Jahren Ehe, ich kündigte meine Wohnung und beschloss zu meinem Freund zu ziehen) hatte ich es, anders als geplant, aber nie geschafft, Candy zu besuchen. Ich verließ mich zu viel auf die Freundin, der ich sie zur Verfügung gestellt hatte, ignorierte die „Problemchen“ die aufkamen… Im Juli erhielt ich dann Fotos, bei denen ich fast hinten über kippte. Wer unsere alte Freakshow verfolgt hat, weiß das Spitznamen wie Pummelfee, Brecher, Dressurpanzer, Moppelchen, Dickbauch nicht von ungefähr kamen. Auf unserem „Vorstellungsbild“ seht ihr, wie Candy bei mir ankam, als ich sie Hals über Kopf heimgeholt hab. Jaha sie ist 23, aber ich zeig euch gleich noch, wie sie sich macht, seit sie hier ist und erzähl ich unsere Pläne.

Jetzt freu ich mich aber erstmal über alte und neue Geschichten und hoffe, ich bin diesmal wirklich aktiver!

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Quelle: pferd.de