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[Diagnose/Therapie] Chronische Lahmheit – Wie weiter machen?

Hallo ihre Lieben!
Der ein oder andere von euch hat es vielleicht schon im PSSM 2 Thread mitbekommen: Mein Pferd geht seit Wochen (leider kann man bald Monaten sagen) lahm. Trotz intensiver tierärztlicher Betreuung gibt es noch immer keine Diagnose. Ich dachte es ist sinnvoll, einen eigenen Thread zum Thema zu eröffnen, da ich vermute, dass die Lahmheit
nicht unbedingt etwas mit ihrer PSSM 2 Diagnose zu tun hat.

Kurz ein paar Fakten zum Pferd. Es handelt sich um eine 19 jährige Stute. 175 cm Stockmaß und sehr, sehr schwerfuttrig. Sie lebt seit Mai in einem Offenstall. Vorher war sie tagsüber auf Paddock/Koppel mit 5 weiteren Pferden und über nacht in einer großen Box. Gesundheitlich kam sie mit dieser Haltungsform gar nicht mehr zurecht. Sie konnte und wollte sich kaum noch bewegen, hat stark abgebaut und hatte immer wieder schwere Magenprobleme. Der Wechsel in den Offenstall war unsere „letzte Chance“.

Sie ist leider mehrfach chronisch krank. Gekauft habe ich sie mit Shivering, was sie aber nie wirklich beeinträchtigt hat. Im Laufe der Jahre kamen noch weitere Probleme dazu. Sie hat Arthrose in der
Halswirbelsäule und eine daraus resultierende Ataxie. Diese verläuft schubweise (nach einem Schub kommt sie quasi nie auf den Stand, wie
davor, es wird peu a peu langsam schlimmer). Der letzte Schub dürfte 2019 gewesen sein. Betroffen war stehts nur die Hinterhand. Sie hat eine
chronische, polypöse Gastritis. Seit sie im Offenstall steht ist sie nahezu symptomfrei was den Magen angeht.
Seit letztem Monat haben wir nun auch die Diagnose PSSM 2 (n/Px). Desweiteren gibt es noch eine Herzklappeninsuffizienz, die bisher aber keine Probleme macht.

Mein Pferd ist eigentlich nicht mehr transportfähig. Sie kann auf Grund ihrer Erkrankungen kaum Hänger fahren. Das Aussteigen (sie kann nicht
rückwärts aus dem Hänger gehen) ist jedesmal wahnsinnig gefährlich, da sie irgendwann einfach rückwärts aus dem Hänger springt. Daher sollte
der Umzug in den neuen Stall die letzte Fahrt für sie sein. Sie hat oft noch wochenlang an einer Hängerfahrt zu knabbern. Eine eventuelle OP
würde auch nicht in Frage kommen. Ihr OP-Risiko ist so hoch, dass mir bisher jeder Tierarzt und jede Klinik davon abgeraten hat. Boxenruhe?
Ist so gut wie nicht möglich. Sie ist wahnsinnig lieb und umgänglich. Es ist also nicht das Problem, dass sie nicht händelbar wäre oder Ähnliches. Sie kann einfach nicht mehr in der Box stehen für mehr als einen Tag. Durch die fehlende Bewegung wird sie so steif und verspannt, dass sie sich nicht mal mehr hinlegen mag. Sie leidet massiv, wenn sie
sich nicht frei bewegen kann.

Tja, so viel erstmal zur Ausgangssituation.

Seit August geht meine Stute nun lahm. Im Trab ist die Lahmheit sehr stark ausgeprägt. Sie lässt sich auf das rechte Vorderbein fallen. Es kam ganz plötzlich. Da ich wegen ihrer Vorgeschichte total paranoid bin, hab ich sofort Schmied und Tierarzt angerufen. Der Schmied kam am nächsten Tag und konnte nichts auffäliges finden. Die Suche nach einem Hufgeschwür war erfolglos. Am Tag darauf kam der Tierarzt und oh Wunder, die Lahmheit war weg. Nichts, sie lief locker flockig ihre Runden an der Longe. Tierarzt verordnete ruhige Bewegung um zu sehen, ob die Lahmheit wieder auftritt. Und das tat sie. Am nächsten Tag war sie wieder wie
zuvor lahm im Trab. Und seitdem gab es auch keinen lahmfreien Tag mehr.

Der Tierarzt war jetzt jede Woche da, teilweise mehrmals. Alles, was diagnostisch ohne Klinkaufenthalt möglich ist, haben wir abgearbeitet. Lahmheitsdiagnostik, Leitungsanästhesie, Röntgen, Ultraschall, Schmerzmittel und
Entzündungshemmer. Rücken und Hüfte müssen noch gecheckt werden (vermutlich diese Woche, wenn alles klappt). Ansonsten ist sie komplett
durchleuchtet wurden.

Eine Ursache für die Lahmheit wurde nicht gefunden. Ich habe einen Spezialisten für Erkrankungen des Bewegungsapparates beim Pferd und einen ehemaligen Kliniktierarzt. Die beiden arbeiten zusammen und waren auch gemeinsam am Pferd. Wir sind ratlos. Und ich bin verzweifelt.

Zwischendurch war sie auch im Schritt deutlich lahm. Das hat sich zum Glück wieder gebessert. Ob ich sie im Schritt bewege (spazierengehen
geradeaus) oder sie einfach nur mit ihrer Herde im Offenstall laufen lasse macht keinen Unterschied. Sie ist unverändert lahm im Trab.
Ansonsten scheint es ihr aber gut zu gehen. Sie frisst, sondert sich nicht ab und trabt auch freiwillig. Liegen tut sie auch regelmäßig.

Nun überlege ich, wie ich weitermachen soll. Diagnostisch haben wir bald das Ende der Fahnenstange erreicht. Meine Idee ist, sie solange, wie es geht einfach Rentner in ihrer Herde sein zu lassen. Gerne auch mit Unterstützung von Previcox, falls es helfen sollte. Ein anderes
Schmerzmittel wird kaum auf längere Sicht in Frage kommen. Ich will sie nicht verlieren, weil ihr Magen irgendwann schlapp macht. Das wäre 2018
fast passiert und das war furchtbar. Dieses Ende möchte ich ihr unbedingt ersparen. Dann lieber ein paar Tage, Wochen oder Monate zu früh die Notbremse ziehen. Obwohl ich mir hier fast sicher bin, dass es kein zu früh mehr geben kann. Als es ihr 2018 so schlecht ging und ich sie fast verloren hätte, habe ich gesagt, dass alles, was jetzt noch
kommt, Bonus ist und ich bin so froh, dass sie jetzt immer noch an meiner Seite ist.

Habt ihr noch Ideen für mich? War oder ist jemand von euch in einer ähnlichen Situation? Was habt ihr gemacht und habt ihr doch noch eine Diagnose bekommen? Wie konntet ihr euren Pferden helfen?

Ich bin für jede Anregung dankbar. Es geht mir nicht darum, wieder ein Reitpferd zu bekommen, sondern darum dass sie noch möglichst lange
pferdegerecht leben kann. Ich bin eigentlich eine von denen, die beim Thema einschläfern eher die Meinung „lieber ein Jahr zu früh, als einen Tag zu spät“ vertritt. Doch bei diesem Pferd zerreißt es mich schon, wenn ich nur daran denke, dass es bald Zeit sein könnte. Wir haben so viel geschafft zusammen und sie ist bisher immer wieder auf die Beine gekommen, egal, wie schlimm es war. Es ist auch schwer zu akzeptieren, dass man diesen Kampf jetzt vielleicht nicht mehr gewinnen kann.

LG Frieda

PS: Bitte entschuldigt die komische Formatierung. Heute ist nicht mein Tag und ich kriege es nicht besser hin :computer:

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Quelle: pferd.de