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[Diagnose/Therapie] IBD / Geschwür Magenausgang / Vit E Mangel / Unterernährung

Hallo zusammen,
nach langer Zeit habe ich meinen Account wieder reaktiviert (nachdem ich sonst immer so mitgelesen habe), weil ich auf etwas Schwarmwissen hoffe. Oder vielleicht einfach auf ein „Du hast es versucht, irgendwann ist es mal gut“. Meine Gedanken fahren gerade Karussell.

Achtung, längere Vorgeschichte:
Es handelt sich um eine 16j Warmblutstute.
Ich kenne sie, seit sie auf der Welt ist. Als Fohlen sah sie eher aus wie ein Muli, dank einem Bauchwasser-Punktat stellte sich raus, dass sie resistent gegen die Wurmkur war. Das wurde geregelt und sie entwickelte sich normal. Anfang 4j hatte sie ein Fohlen, welches dann in meinen Besitz wechselte (unglaublich rittig, aber allgemein körperlich recht schwach, als Jährling schwer krank und trotz umfassender Diagnostik konnte nicht wirklich was gefunden werden. Er hat sich erholt, hatte allerdings als 3j eine Koppelverletzung, was dann eine längere Sportkarriere verhinderte. War aber allgemein immer recht dünn und empfindlich).
Anschließend wurde sie von mir angeritten, Springpferde und Geländepferde vorgestellt und dann von der Züchterin nach Polen verkauft.
Von dort ging sie an ein Mädchen in Sizilien, die 120cm Springen mit ihr Ritt. Da war über ein paar Jahre alles gut, auf einmal tauchte sie bei einer Familie in Umbrien auf. Durch einen absoluten Zufall hatte ich im Herbst 2019 in der Nähe Urlaub gemacht und dann die neuen Besitzer angeschrieben, ob ich sie besuchen dürfte. Und dort hat mich dann ein Pferd erwartet, das vom Menschen nichts mehr wissen wollte. Sie war klapperdürr, mit dickem Fesselgelenk und wahnsinnig Kotwasser. Ich war schockiert und sie haben mir erzählt, dass sie sie vor drei Monaten von einem Händler aus Rom geholt hatten und die Tochter mit ihr ein bisschen kleine springen reiten sollte und ansonsten Vater und Tochter Spaß mit ihr haben wollten und sie eh schon besser aussehe. Ich habe ihnen gesagt, sollten sie sie jemals wieder abgeben wollen, müssen sie mir bitte Bescheid sagen. Aber sie waren glücklich mit ihr. Oder auch nicht…
3 Monate später schrieb mir die Tochter, dass sie einfach nicht zusammen passen würden und dass sie sie mir gern verkaufen möchte, da sie einen guten Platz für sie haben wollten. Zu einem 5stelligen Preis. Langer Rede, kurzer Sinn: es hat 2 Jahre gedauert, bis wir uns auf einen halbwegs bezahlbaren (und definitiv immer noch nicht vernünftigen) Preis geeinigt hatten und ich hab mich auf den Weg gemacht, sie abzuholen. Nicht, dass ich die Zeit für ein weiteres gehabt hätte und über die finanzielle Mehrbelastung reden wir einfach nicht. Aber mein Gewissen konnte das Bild von ihr einfach nicht vergessen.
Ich habe sie komplett unterernährt abgeholt und bei mir in Österreich erstmal einen Tierarzt drüber schauen lassen. Die Aussage war, sie genügend zu füttern, anzutrainieren um Muskeln aufzubauen und dass die Zähne nur zu rund geschliffen seien.
Ich habe sie dann einen Monat später zu ihrer Züchterin gebracht mit dem Deal, dass sie sich alle 2 Jahre ein Fohlen ziehen darf.
Sie hat dann auf Gras auch zugenommen und 2025 ein Fohlen bekommen. Das war aber leider unterentwickelt und hatte nur ein entwickeltes Auge. Das Fohlen lebt aber. Sie hat nach der Geburt schwer gekolikt, sich aber nach 3 Stunden wieder gefangen, so dass sie nicht in die Klinik musste. Daraufhin wollte ihr Züchterin sie nicht mehr haben und ich habe sie nach absetzen des Fohlens wieder geholt. Mit vereinzeltem Husten, starkem Kotwasser/Durchfall und bauchig, aber rippig. Immer wieder stark aufgezogen und einen Tag aufgedreht, am nächsten abwesend nach innen hörend.
Also habe ich wieder einen Tierarztmarathon gestartet.
Im Oktober 2024 wurde ihr ein gespaltener Backenzahn entfernt, bei dem der Körper um die anderen Zähne schon Zubildungen am Knochen gebildet hatte, um die Entzündung einzudämmen. Der Tierarzt meinte, wäre der Zahn weiter hinten gelegen, würde sie eh nicht mehr leben, weil es dann wohl ins Hirn gewandert wäre.
Sie hat daraufhin zwar etwas zugenommen, aber auch das blieb dann irgendwie gleich und wurde nicht mehr. Zudem immer wieder das Aufgezogene und das nach innen hören.
Sie ist penibel entwurmt und auch das Gebiss unten, was wie ein W ausgesehen hat am Röntgenbild, wurde langsam Stück für Stück korrigiert. Ich habe eine riesige Kotanalyse machen lassen, die nichts ergeben hat, außer eine gestörte Darmflora.
Reiten oder antrainieren war natürlich logischerweise nur sporadisch ein Thema und fand nicht wirklich statt.
Cranio Sacral und Physiobehandlungen wurden gemacht und sie hat sie genossen, war aber natürlich logischerweise am ganzen Körper verspannt.
Ich habe sie dann im Februar 2025 wieder in eine Klinik gestellt (im Süden Österreichs sind wieder damit leider nicht gesegnet, also 4 Stunden Fahrt einfach mit Hänger).
Dort wurde dann festgestellt:
– Magenentleerungsstörung
– Geschwür am Magenausgang, die wohl gerne mal Therapieresistent sind
– keine „Standard“-Magengeschwüre, aber schon gelbe Verdickungen im Magen, um sich zu schützen
– Mittel- bis Hochgradige Dünndarm-Entzündung
– Mittelgradige Dickdarmentzündung
– Vitamin E Mangel (sonstiges Blutbild ist ohne Befund)
– Clearing Problem der feinen Gänge zwischen den Lungenbläschen, aber noch weit weg von Equinem Asthma laut BAL

In Absprache mit der Klinik haben wir dann folgenden Plan aufgestellt:
– Paspertin 2x am Tag für 4 Wochen
– Equinor 4 Wochen volle Dosis fürs Gewicht 1x pro Tag, 2 Wochen halbe Dosis
– Sucralan 2x am Tag ins Maul für 4 Wochen
– bioverfügbares Vitamin E ins Maul für 5 Wochen
– Höchstmenge Agrobs Myoflakes täglich
– Höchstmenge Brandon XL Low Carb täglich
– 1,5 kg Mühldorfer Reiskleie täglich
– Agrobs Amino Pur täglich
– Höveler Reformin täglich
– durchgehend heu zur Verfügung (das hatte sie vorher auch schon)
– nach knapp 3 Wochen nehmen wir Cortison für die IBD dazu, das penibel mit der Küchenwaage abgewogen, voraussichtlich für 60-70 Tage.
– Bewegung wie sie will, täglich paddock mit meiner anderen Stute, sämtliche Stressfaktoren reduzieren
– keine Arbeit oder ähnliches

Die Tierärztin meinte, wir müssen nach 6 Wochen eine deutliche Verbesserung auch in Sachen Gewicht sehen, sonst würde die Therapie nicht anschlagen.

Status quo nach 4 Wochen Magentherapie und 11 Tage Cortison:
Sie ist deutlich wacher, hat nach der Klinik (nach der sie verständlicherweise wieder klapperdürr war) auch wieder zugenommen. Aber heute war sie wieder aufgezogen. Ich weiß nicht, ob sie es davor auch schon war, und ich es nur wegen der der Decke nicht gesehen habe, oder nicht genau drauf geachtet habe. Oder ob heute doch der erste Tag war.
Paspertin ist seit 4 Tagen aus. Der Rest unverändert. Auch im stall alles gleich.
Meiner Meinung müsste sie für das, was sie driddt auch schon dicker sein.
Ihr Hals ist besser geworden, es sieht aus, als wäre er nicht mehr ständig vor Schmerz angespannt. Aber dass sie heute wieder aufgezogen war, lässt bei mir sämtliche Alarmglocken schrillen.

Ich werde morgen versuchen, die Tierärztin ans Telefon zu bekommen, aber bin natürlich etwas unentspannt.

Wir könnten noch eine Bauchwasser Punktion und einen Glukose Absorptionstest machen. Aber da hab ich eigentlich für mich beschlossen, dass ich ihr das nicht mehr antun will.

Wann ist es genug? Wie lange sieht man sich eine Berg- und Talfahrt an? Ich habe Angst, ihr Unrecht zu tun und sie zu schnell aufzugeben, vor allem, wenn sie mich so wach ansieht und durch die Halle tobt (da schwitzt sie aber nach 1 Minute und pumpt dann auch entsprechend). Andererseits macht es mich wahnsinnig zu sehen, dass sie offensichtlich immer wieder Schmerzen hat und diese Unmengen an Medikamente nicht die Verbesserung bringen, die ich mir gewünscht hatte. Oder bin ich einfach nur ungeduldig / paranoid?

Vielen Dank für eure Einschätzung und danke fürs Roman lesen.

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Quelle: pferd.de